Zeichnen und Malen (so nannte man das Fach früher) war schon in der Schule mein schwächstes Fach. Ich schaffe es kaum, auch nur einen geraden Strich frei Hand zu Papier zu bringen. Als es mit der Modellbahnerei ernst wurde, ließ sich das Zeichnen von Gleisplänen aber nicht vermeiden. So kaufte ich dann ein DIN-A3-Zeichenbrett und eignete mir mühsam Grundlagen des technischen Zeichnens an. Das blieb aber rudimentär und war im Ergebnis dementsprechend ungenau. Vor allem das Ändern von Plänen war für mich mit erheblichem Aufwand verbunden.

Glücklicherweise entwickelten sich die PC sehr rasant, und erste Gleisplanungs-Programme wurden in der Modellbahn-Presse vorgestellt. Mit einem dieser Programme machte ich auch sofort Versuche, die aber sehr negativ verliefen. Etwa 1995 fiel mir dann das Programm winrail® von Gunnar Blumert in die Hände; ich glaube, es war die Version 3.0. Dieses Programm überzeugte sofort mit einer einfachen Handhabung und einer vielfältigen Werkzeugpalette, mit deren Hilfe auch komplexe Pläne zu verwirklichen sind.

Millimetergenaues Planen und problemlose Ausrichtung von Elementen in jedem gewünschten Winkel waren nun dank der mitgelieferten Gleisbibliotheken, welche die jeweilige Gleisgeometrie aller gängigen Hersteller exakt abbilden, selbst für einen zeichnerischen Dummy wie mich problemlos möglich. Für meine Belange war (und ist) vor allem von großem Vorteil, dass man probieren kann bis zum Abwinken. Man kann sich eine ganze Varianten-Bibliothek anlegen, wobei natürlich immer wieder auf bereits vorhandene Gleisplanteile durch einfaches Kopieren zurückgegriffen wird.

Das Zeichnen und softwaremäßige Biegen von Flexgleisen in beliebige Formen ist ein Kinderspiel. Selbst das Erzeugen von Übergangsbögen ist ohne Schwierigkeiten möglich. Parallel-Gleise - vor allem parallel laufende Bögen oder Gleisfiguren aus Flexgleisen - zaubert man mit zwei, drei Maus-Klicks auf den Monitor.

Ein weiterer Vorteil: Man kann fertiggestellte Pläne im Maßstab 1:1 ausdrucken und so auch in der Realität prüfen, ob das entworfene Gleisbild auch wirklich "auf die Platte" passt. Ansonsten schiebt man das Gebilde eben solange hin und her, bis es den eigenen Vorstellungen entspricht. Und wenn nicht, dann sind Änderungen in kürzester Zeit machbar. Ich benutze beispielsweise solche 1:1-Pläne gern als Unterlage für die Gleisverlegung. Diese Methode ist vor allem bei Gleisverlegung im Bogen sehr hilfreich, wenn es gilt, die Flexgleise in den vorgesehenen Radius zu biegen - siehe auch Schattenbahnhof 2.

Bei etwas größeren Plänen hat sich die sehr einfach zu handhabende Layer-Technik bewährt. Das ist vergleichbar dem früheren Zeichnen auf Transparent-Papier, das in Lagen über Teilpläne gelegt wurde, so z.B. beim Zeichnen des Schattenbahnhofs.

Für diejenigen, die bisher noch nicht mit einem solchen Programm gearbeitet haben, sei hier die Entstehung eines Gleisplanes für eine kleine Anlage auf 2 Modulen je 0,75 m x 0,40 m dargestellt, die wahlweise noch einen 3-gleisigen Schattenbahnhof erhält:

Als erstes werden die Modulkästen gezeichnet. Damit stehen auch die Ausmaße des Gleisplanes fest. Das ist der erste Layer, der so eingestellt wird, das er durch folgende Aktionen nicht mehr verrückt werden kann. (Die grauen Quadrate sind ein Hilfs-Raster, das in beliebigen Ausmaßen einstellbar und auch abschaltbar ist. Desweiteren ist das rote Fadenkreuz zu sehen, das als Cursor-Ersatz genaueres Zeichnen ermöglicht).
Bild 1: Grundrahmen
Im nächsten Layer wird der Gleisplan des kleinen Bahnhofs gezeichnet. Das geschieht ganz einfach, indem man aus der oberen Werkzeugleiste ein Gleissymbol aussucht und es mit einem einfachen Klick auf der Zeichenfläche positioniert bzw. an ein bereits vorhandenes Gleissymbol anschließt.
Bild 2: Bahnhofs-Plan
Nun zeichnen wir die etwa 2 cm höhere Geländeebene nebst Trasse grob ein. Dazu gibt es neben den Gleissymbolen "normale" Zeichenwerkzeuge für Linien, Rechtecke und Polygone.
Bild 3: Grobe Linien der Ebene 2
In diesem weiteren Layer kommt nun der Werksanschluss hinzu, der über die Trasse in der Mitte erreicht wird. Die groben Linien des Geländes geben Orientierung für die "Verlegung" der Gleise.
Bild 4: Werksanschluss
Auf den nächsten Layer zeichnen wir die Gebäude, Straßen und Bäume/Büsche ein. Dabei können wir sicher sein, dass die darunter liegenden Zeichnungsteile durch unsere Aktionen nicht verändert oder verschoben werden.
Bild 5: Gebäude und Gelände
Die Anlage ist auf ihren beiden Modulen nun zum Rangieren fertig. Wenn aber doch der Wunsch besteht, Züge zu- und ablaufen zu lassen und auch ggf. zu wechseln, so bietet sich an, drei Zusatzmodule zu planen, die dann die kleine Strecke und den Schattenbahnhof aufnehmen können. Also zieht man drei Rechtecke in der passenden Größe auf und schließt sie an die Module an.
Bild 6: Drei Zusatzmodule für den Schattenbahnhof kommen hinzu.
Um Zu- und Abfahrt zum Schattenbahnhof zu planen, werden zunächst die beiden Bogengleise an die jeweiligen Enden des Bahnhofs angeschlossen, um die genaue Position dieser Gleisstücke festzulegen.
Bild 7: Gleisbögen für die SB-Zufahrten werden angelegt.
Danach blendet man das bisher Gezeichnete aus, um den Schattenbahnhof separat einzuzeichnen. Auch hier sind die drei Module als eigener Layer vorhanden, so dass beim Zeichnen diese für die Begrenzung wichtigen Elemente nicht verrutschen können.
Bild 8: Der Schattenbahnhof wird gezeichnet.
Die restlichen Layer werden wieder eingeblendet, und der vollständige Plan ist nun in 2D zu sehen.
Bild 9: Der vollständige Plan in 2D
Mit einem Klick kann man nun in die 3D-Darstellung umschalten. Es besteht dann die Möglichkeit, die gesamte Darstellung vertikal und horizontal rotieren zu lassen, um so den gewünschten Blickwinkel einzustellen.
Bild 10: Der Plan in 3D-Darstellung



Inzwischen liegt winrail® in der Version 11 vor und verfügt neben vielem anderen auch über die Möglichkeit, Modulkästen bzw. Segmente einzeln zu planen, wobei dafür gesorgt ist, dass man die Gleisübergänge mit Leichtigkeit exakt hinbekommt. Einen download der Demo-Version und das Ausprobieren dieses Programmes kann ich nur jedem empfehlen!