Voraussetzungen
Motor: Faulhaber
Umbausatz: sb Modellbau Nr. 5002
Schnittstelle: Nein
Fräsarbeiten: Ja
Vorbemerkungen
Der ET 430 von Lima ist ein durchaus gut aussehendes Modell. Allerdings sind seine Fahreigenschaften mäßig, erst recht seine Langsamfahreigenschaften. Das ist vor allem seinem Motor geschuldet. Also bietet sich die Umrüstung auf einen Glockenankermotor an. (Dass auch noch die Wagenübergänge angepasst werden sollten, ist nicht Thema dieses Berichtes).
Vorarbeiten
Zunächst muss das Gehäuse abgenommen, sowie der Motor und das vordere Drehgestell ausgebaut werden. Wie vorzugehen ist, dazu schweigen sich die noch vorhandenen Lima-Beipackzettel restlos aus. Dankenswerterweise hatte Hermann Pingel (hepi) hier www.1zu160.net/scripte/forum/ die Vorgehensweise beschrieben.Ich bin danach vorgegangen; im Einzelnen sei das Ganze mit Bildern noch eingehender erläutert. Für alle Arbeitsgänge gilt generell: Allerhöchste Vorsicht walten lassen! Gehäuse und sämtliche Rastnasen sitzen sehr stramm. Man muss also aufpassen, dass nicht das Gehäuse oder die Kunststoffrastnasen irreparabel beschädigt werden.
Man zieht vorn die Kupplung heraus, danach nimmt man das im Bild markierte Übergangsteil ab (leicht mit einer Sonde oder einem ganz dünnen Blech in den Spalt greifen). Es kommen zwei runde Rastnasen zum Vorschein, die mit einem festen, spitzen Gegenstand etwas eingedrückt werden müssen. Das Gehäuse lässt sich jetzt hinten anheben. Es wird dann im Bereich der Türen leicht gespreizt und lässt sich danach relativ leicht abnehmen.
Nun liegt der Motorwagen wie in Bild 2 vor uns.
Nur die beiden vorderen Radsätze haben Schleifer, und von dort wird der Motor über die zwischen den Sitzreihen verlaufenden Kabel mit Fahrstrom versorgt. Die beiden Kabel werden hinter dem Kondensator abgeschnitten und die Kabel zur Seite geschoben.
Als nächstes muss die Motorhalteklammer entfernt werden.
Dazu wird an einer Seite mit einem kleinen Schraubendreher unter die Klammer gegriffen und diese von der (in diesem Falle metallenen) Rastnase gedrückt. Jetzt kann die Klammer abgezogen werden. Der Deckel des Getriebekastens wird abgenommen (zwei kleine Schräubchen herausdrehen). Nun kann der Motor nebst Kardanwelle herausgenommen werden.
Als nächstes muss die Sitzreihe entfernt werden. Dazu sind auf jeder Seite die Kunststoffrasten ein wenig zu spreizen. Wer nicht über drei und mehr Hände verfügt, sollte hier kleine Metall- oder Kunststoffplättchen dazwischen schieben, um die bombenfest verankerten Sitzreihen herauslösen zu können. Hier stoßen wir im Übrigen auf eine Besonderheit: Die Sitzreihe ist in Zinkdruckguss (?) ausgeführt und dient somit zugleich als Ballast. Wir legen die Sitzreihe zunächst beiseite; sie muss später noch bearbeitet werden.
Jetzt ist nur noch das vordere Drehgestell nebst Zahnrad zu entfernen, um es vor dem Fräser und Fräs-Spänen zu schützen.
Dazu wird ein Kunststoff-Sprengring (Vorsicht: Bruchgefahr), der das Drehgestell im Getriebekasten fixiert, mittels eines kleinen Schraubendrehers aus seiner Verankerung gedrückt. Im Bild wird der bereits herausgedrückte Sprengring gezeigt.
Fräsarbeiten
Das vordere Lager des Getriebekastens wird nun vorsichtig gemäß Umbauanleitung so weit ausgefräst, dass die Motorwelle nebst Schnecke des Glockenankermotors hineinpasst und frei beweglich ist. (Im Bild ist das Zahnrad des noch nicht ausgebauten Drehgestelles zu sehen).
Es wird hier mit einer Minibohrmaschine (Proxxon, Dremel o.ä.) und einer biegsamen Welle gearbeitet. Als Fräser kommen Frässtifte (Zylinderform, 4 mm - 6 mm) zum Einsatz. Es kommt ein gewisses Zahnarztgefühl auf. Genau so vorsichtig sollte auch vorgegangen werden. Am besten immer wieder den Glockenankermotor einlegen und schauen, ob die Erweiterung des Lagers ausreichend ist, bzw. wo ggf. noch etwas weggefräst werden muss. Wenn alles passt, müssen die Ränder sorgfältig versäubert (kleine Feile oder Polierscheibe) und der gesamte Fahrwerkrahmen penibel von Frässpänen befreit werden.
Der Motor wird zur Probe eingelegt - und nun kommt eine Überraschung: Der Motor liegt auf dem Fahrgestellrahmen auf und die Welle mit Schnecke erreicht bei Weitem nicht das Zahnrad! Ein Umstand, auf den die Umbauanleitung von sb-modellbau leider nicht hinweist.
Also muss der Boden vor dem Getriebekasten leicht oval ausgefräst werden, damit der Motor tiefer zu liegen kommt. Da der Boden nicht sehr dick ist, ist äußerste Vorsicht angesagt, um das Teil stabil zu halten. Am besten hält man beim Fräsen stets einen Finger der linken Hand unter den Boden. So spürt man besser, wenn man an die Grenze kommt. Es ist zu empfehlen, für diese Arbeiten feinere Frässtifte oder Schleifstifte zu verwenden. Als nächstes stellte sich heraus, dass die Motorwelle zu kurz ist. Damit die Schnecke gut in das Zahnrad eingreifen kann, muss deshalb am Motorblock (rot markierte Seite) die Anschlagfläche des Motors. plan verjüngt werden. Hier muss einige Male durch Einlegen des Motors ausprobiert werden, ob genug Material abgetragen wurde.
Motoreinbau
Nach Abschluss der Fräsarbeiten wird der Glockenankermotor eingebaut. Als Lagerung für den Motor liefert sb-modellbau eine kleine "Wanne" aus Messing mit, die genau zum Umfang des Motors passt.
Hier erwartet uns die nächste Überraschung. Die "Wanne" ist nicht hoch genug, d. h. sie reicht nicht bündig an den Motor heran, so dass dieser sozusagen in der Luft hängt. Also muss etwas in der Höhe genau Passendes unterlegt werden. Mit dem Umbausatz wird eine stabile Pappe, 0,25 mm stark, geliefert. Diese schneidet man in mehrere kleine Streifen und legt sie Stück für Stück unter die "Wanne" und prüft dann mit dem Motor und eingebautem Drehgestell solange, bis es in der Höhe passt. (Man testet das, indem geprüft wird, ob sich bei eingelegtem Motor das Drehgestellt nicht mehr "schieben" lässt, die Schnecke also in das Zahnrad eingreift. Bitte nicht vergessen, zuvor die Schnecke mit dem mitgelieferten Kuperdraht 0,3 mm zu umwickeln, um das Zahnspiel zu gewährleisten). Danach weiß man, wie dick die Unterlage sein muss. Bei diesem Umbau waren 8 Pappstücke erforderlich, also 2 mm. Nun fertigt man die passende Unterlage an und klebt sie gemeinsam mit der "Wanne" auf dem Boden in der zuvor ermittelten Position fest.
Als nächstes wird der Motor an die Fahrstromversorgung angeschlossen. Beim ET 430 hat nur das erste Drehgestell Schleifer. Der Strom wird am Drehgestellkopf von zwei Kontakten abgenommen, an die zwei Kabel angelötet sind. Ferner gibt es zwei weitere Kabel, die mit dem Front-Lämpchen und den Fahrstromkabeln verbunden sind.
Je zwei Kabel auf jeder Seite werden zusammengedrillt und mit dem jeweiligen, an den Motor angeschlossenen Kabel verbunden.
Danach wird der Motor eingepasst und mit wenig (!) Kleber festgeklebt. Man sollte darauf achten, dass die Motorbeschriftung nach unten zu liegen kommt; denn sonst könnte man sie später durch die Triebwagenfenster sehen. Es empfiehlt sich, jetzt zunächst einmal Prüfklemmen an die Stromzufuhr anzuschließen und den Motor zu testen. Sollte er nicht korrekt in das Zahnrad eingreifen bzw. nicht den typischen Glockenanker-Sound von sich geben, kann der Motor jetzt, da der Kleber noch nicht völlig abgebunden hat, nachjustiert werden. Im Zweifel muss er noch einmal herausgenommen werden, um ggf. nachzufräsen. Wenn alles zur Zufriedenheit läuft, dann lässt man den Kleber aushärten.
In der Zwischenzeit muss noch das Sitzteil-Element an der gekennzeichneten Stelle mit einer Metallsäge abgeschnitten werden; denn das abzuschneidende Teil, in dem der alte Lima-Motor ruhte, muss dem Glockenankermotor Platz machen. Die übrig bleibenden Sitzreihen setzt man wieder in den Fahrgestellrahmen ein und verlegt - möglichst wenig sichtbar - die Motoranschlusskabel. Dabei ist darauf zu achten, dass die Kabel nicht an der Schwungscheibe schleifen. Danach sollten Probefahrten stattfinden, bei denen noch einmal der einwandfreie Lauf des neuen Motors kontrolliert wird. Zum Schluss wird das Gehäuse vorsichtig von hinten beginnend aufgesetzt, bis dass die Rastnasen eingeschnappt sind. Danach noch das Übergangsteil und die vordere Kupplung wieder einsetzten und der Fahrspaß kann beginnen.