Selectrix (RMX)
In der digitalen Modellbahn-Welt gibt es derzeit für NBahner zwei Systeme von Relevanz:
- DCC (Digital Command Control), das von Lenz zu Beginn der 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts auf den Markt gebracht und von der NMRA standardisiert wurde - allerdings nur hinsichtlich des Protokolls für das Fahren und Schalten, nicht aber das Bussystem für das Melden. Standardmäßig kann also per DCC gefahren und geschaltet werden, was ohne Computereinsatz normalerweise auch ausreichend ist. Für das Melden werden von DCC-Anbietern mit ihren Zentralen unterschiedliche, nicht kompatible Meldebusse angeboten. Leider treten - auch in Diskussionen - immer wieder Verwirrungen auf, weil von "DCC" geredet wird, wenn das geplante oder eingesetzte Digitalsystem insgesamt gemeint ist, aber unbeachtet bleibt, dass dieser Begriff - anders als bei Selectrix - keinen genormten Meldebus umfasst. Das fällt aber nicht weiter ins Gewicht, soweit man sich dafür entscheidet, alle Komponenten des Digitalsystems von ein und demselben Hersteller einzusetzen. Wer hingegen auf Komponenten unterschiedlicher Hersteller zurückgreifen möchte, muss sich etwas intensiver mit der Materie beschäftigen und sollte vor einer Anschaffung klären, inwieweit Kompatibilität zu den schon vorhandenen Teilen besteht.
- Selectrix® wurde bereits etwa 1980 von Döhler & Haas entwickelt und von Trix - leider mehr schlecht als recht - zunächst exclusiv vermarktet. Offenbar hatte man überhaupt nicht erkannt und begriffen, welch wegweisende und innovative Entwicklung man im Hause hatte. Nach Aufgabe der Exclusivrechte machten sich vor allem die Firmen Rautenhaus und Digirail-Muet um die Entwicklung und Verbreitung von Selectrix® verdient. Mit Selectrix® ist sowohl das Protokoll als auch das Bussystem normiert. Die Rautenhaus-SX-Zentralen generieren zwei Busse, einen (SX0) für's Fahren, Schalten und Melden und einen (SX1) nur für's Schalten und Melden. Beide "hören" auf dasselbe Protokoll. Somit stehen auf dem SX0-Bus max. 103 Adressen für Loks zur Verfügung; nicht benötigte Adressen können aber auch für's Schalten und Melden benutzt werden. Auf dem SX1-Bus können dann zusätzlich zu den möglicherweise über den SX0-Bus gesteuerten Artikeln max. 896 Weichen, Signale, Belegtmelder etc. angesteuert werden. Falls das noch nicht ausreichen sollte, können über das Interface SLX 852 weitere zwei SX-Busse generiert werden, die dann für weitere max. 1.792 Magnetartikel oder Besetztmelder zur Verfügung stehen.
- RMX Seit August 2009 gibt es von Rautenhaus dieses neue System - eine Fortentwicklung von Selectrix - , das endgültig Schluss macht mit der immer wieder verbissen geführten Diskussion, welches Protokoll - DCC oder SX - nun das bessere sei. Das Herz von RMX ist eine Multiprotokoll-Zentrale, die in der Lage ist, über den RMX0-Bus auf allen Gleisen der Anlage gleichzeitig 103 Loks - SX1-, SX2- und DCC-Loks gemischt - mit vollem Funktionsumfang zu steuern. Man hört zwar hie und da den völlig grundlosen Einwand, mehrere Protokolle am Gleis seien ein Störpotential. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen: Das stimmt nicht! Alle drei Protokolle "vertragen" sich bestens; beim Fahrbetrieb ist nicht erkennbar, welche Lok mit welchem Protokoll unterwegs ist.
Der zweite Bus (RMX1) steht - wie bisher - für das Schalten und Melden zur Verfügung. Bisherige Schaltdecoder oder Belegtmelder können weiter verwendet werden. Das Beste daran ist: Der sehr störungssichere SX-Bus mit seiner verlässlich konstanten Geschwindigkeit wird dennoch beibehalten. Wer noch eine ältere Rautenhaus-Zentrale besitzt, kann sie gegen ein moderates Entgelt von MDVR updaten lassen. Hinzu kommt ein Programm, die RMX PC-Zentrale, mittels dessen man die Loks sehr komfortabel "programmieren" und über Fahrpulte, die auf dem Monitor dargestellt sind, auch fahren kann. Ebenso können Weichen und Signale von hier aus geschaltet und Belegtmelder getestet bzw. überwacht werden. Alle Daten der Loks werden in einer Datenbank gespeichert und verwaltet.
Mein aktuelles Steuerungs-System ist ein RMX-System von rautenhaus digital®, auf das ich inzwischen meine komplette Anlage umgestellt habe.
Für dieses System entschied ich mich sehr bewusst, nachdem ich mich sowohl mit diesem System als auch mit den DCC-basierten Systemen beschäftigt hatte. Bei RMX überzeugt vor allem anderen das einheitliche Datenformat (Protokoll) für Fahren und Schalten/Melden, die Freiheit, Loks mit SX1- / SX2- oder DCC-Decodern gleichzeitig fahren zu können und das bewährte Bus-System. Hinzu kommt die äußerst solide Ausführung der Systemkomponenten, die allesamt in einheitlichen Gehäusen untergebracht sind und mit ausführlichen, bebilderten Anleitungen geliefert werden. Änderungen an der Verdrahtung lassen sich mühelos bewerkstelligen, weil alle Anschlüsse mit Schraubklemmen in Industriequalität ausgeführt sind - das lästige Löten entfällt.
Ausschlaggebend für meine Entscheidung war aber vor allem, dass ich durch Herrn Radtke von Rautenhaus eine ausgezeichnete Beratung erfuhr, und dass ich den - mittlerweile bestätigten - Eindruck gewann, bei auftretenden Fragen schnell und zuverlässig Hilfe erhalten zu können.
Warum halte ich das Bus-System von Selectrix® für besonders geeignet?
- Zum einen, weil es nur diesen einen, quasi genormten Bus gibt (NEM 680 / 681)! Wer auch immer Selectrix®-Komponenten anbietet (und das sind neben Rautenhaus und Muet eine ganze Reihe von Anbietern), der sollte sich an die Spezifikation dieses einen Busses halten, womit weitestgehend Kompatibilität aller Komponenten garantiert ist (Ausnahmen bestätigen die Regel). Bei DCC ist das nicht a priori der Fall: Die Anbieter verwenden unterschiedlichste Melde-Bus-Systeme (z.B. s88, CAN, RS, XpressNet, LocoNet, EasyNet, ECoSlink.....) die naturgemäß nicht kompatibel sind. Wer also DCC-Komponenten von unterschiedlichen Herstellern kaufen möchte, muss - wie weiter oben bereits dargelegt - zunächst klären, ob die auch mit der für die eigene Modellbahn erworbenen Digital-Zentrale funktionieren werden. Wer sich allerdings für eine DCC-Zentrale und die weiteren Komponenten von ein und demselben Hersteller entscheidet - "alles aus einer Hand" - hat natürlich dieses Problem nicht. Grundsätzlich ist diese letztgenannte Vorgehensweise sehr zu empfehlen.
- Zum anderen, weil der SX-Bus aufgrund seiner "Konstruktion" sehr schnell ist. Stets gleich große "Container" mit allen relevanten Informationen für alle dem System bekannten Adressen [Lok- und Funktionsdecoder] werden pro Sekunde 13 Mal auf den Bus geschickt. Sämtliche Decoder "hören" mit, wenn alle 76,9 Millisekunden der komplette "Container-Zug vorbeirauscht", und jeder Decoder packt nur den Container aus, der für ihn bestimmt [an ihn adressiert] ist und verwertet die enthaltenen Informationen (also Fahrstufenanweisungen, Weichenschaltbefehle, Signalschaltungen etc.). Diese ständige Wiederholung aller Informationen in solch kurzen Abständen sorgt auch dafür, dass eventuelle Fehler, die bei der Übertragung entstanden, unbemerkt korrigiert werden. Die Encoder, z. B. Belegtmelder, packen ihrerseits Informationen für die Zentrale in die "Container", die dann von der Zentrale permanent "ausgepackt" und in Aktionen umgesetzt werden. Dieser Umlauf geschieht konstant, unabhängig davon, wieviele Loks in Betrieb sind, oder wieviele Weichen geschaltet oder Belegtmeldungen übermittelt werden müssen. Dieser Bus wird somit niemals unter Last langsamer.
- Zu guter Letzt: Der SX-Bus ist völlig unproblematisch bei der Verlegung der Buskabel. Störungen, wie sie z. B. bei Kreuzung von Kabeln oder Verlegung der Kabel in der Nähe von Fahrstromzuleitungen gelegentlich von anderen Bussystemen berichtet werden, gibt es beim SX-Bus nicht.
Warum kaufte ich bei rautenhaus digital?
Auf einer Fläche von nur 1,85 m x 1,18 m ist ein beeindruckender Betrieb mit 5-gleisigem Kopfbahnhof, ausgedehntem BW nebst Drehscheibe und Gleisanschluss zu einer Warengenossenschaft zu bewundern. Und es dürfte die einzige Messeanlage eines Herstellers sein, auf der die Züge nicht rasen und auf der sie im Bahnhof und vor Signalen tatsächlich sanft zum Stillstand kommen bzw. ebenso sanft anfahren - ja, auf der - im Gegensatz zu großen Vorführanlagen bedeutender Hersteller - überhaupt Signale korrekt geschaltet werden! Kurzum: Hier wird auf einer "echten" und liebevoll gestalteten Modellbahnanlage im Betrieb gezeigt, welche Möglichkeiten das Rautenhaus-System bietet. Man merkt: Herr Radtke ist nicht nur Verkäufer seiner Produkte, sondern auch begeisterter Modellbahner.
Wer sich dafür näher interessiert, sollte sich MIBAextra, Ausgabe 9 "Modellbahn digital" zulegen. Dort wird auf den Seiten 98 - 104 diese tolle Anlage in Wort und Bild vorgestellt. Mit Erlaubnis von Herrn Radtke habe ich den Gleisplan mit Hilfe von winrail® erfasst. Die entsprechende Gleisplandatei kann bei Herrn Radtke angefordert werden.
Gleisplan Ebene 0 | Gleisplan Ebene -1 (SB) |
Mittlerweile gibt es eine neue Messeanlage, die der alten in nichts nachsteht. Auch auf dieser Modellbahn (nicht Messebahn) wird so ziemlich alles gezeigt, was das RMX-System hergibt, wiederum einschließlich vorbildgerechter Signalisierung bis hin zum "weichen" Wechsel der Signallichter.
- Hinter rautenhaus digital® steht Walter Radtke mit seiner Firma MDVR. Und das bedeutet: Beratung vor und nach (!) dem Kauf auf höchstem Niveau. Insbesondere die unentgeltliche, sehr zeitintensive Individualberatung in dieser für Anfänger zunächst relativ komplexen Materie, ist eine große Hilfe beim Start in die Digital-Welt. Bei mir waren es 4,5 Stunden, in denen ich das Selctrix® -System in praxi kennenlernen durfte (aus Sicht von Herrn Radtke ohne jede Garantie, etwas verkaufen zu können), u. a. mit Hilfe einer von mir mitgebrachten Lok, die Herr Radtke kurzerhand durch Entfernen störender Kondensatoren "digital-tauglich" machte, und die ich auf seiner Messeanlage probefahren konnte. Und solch ein ausgiebiger Test, der praktisch vermittelt, wie sich das Steuern der Lok "anfühlt", ist durch keine theoretische Erläuterung zu ersetzen.
Übrigens: Diese Messeanlage sollte man gesehen haben! Sie ist mit Abstand die schönste Vorführanlage eines Herstellers, die ich je zu Gesicht bekam und eine, die ihre Bezeichnung zu Recht verdient.
Gesamtansicht Bw m. Großbekohlung Kopfbahnhof